SdK 66: Roland Wittje über die Geschichte der Elektroakustik

Die Wissenschaftsgeschichte hat das Thema Elektroakustik lange vernachlässigt und sich stattdesssen auf Quantenmechanik oder Kernphysik konzentriert. Ebenso wie die Physik, wo nach den Arbeiten von Hermann von Helmholtz die Akustik als Nischenthema galt. Zu Unrecht, wie der Wissenschaftshistoriker Roland Wittje zeigt. Denn gerade in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte die Beschäftigung mit Akustik und Schall zu neuen Messmethoden und war von zentraler Bedeutung während des Ersten Weltkriegs, etwa für Ortungen von Artillerie, U-Booten oder Flugzeugen. Sichtbare Effekte der Arbeiten zur Elektroakustik waren die Durchsetzung des Radios und des Tonfilms ebenso wie die Weiterentwicklung der Lautsprechertechnik.

Linkliste: Roland Wittje (Wissenschaftsgeschichte, Uni Regensburg), Two Cultures (Wikipedia), Johan Peter Holtsmark (Wikipedia), Hermann von Helmholtz (Wikipedia), Max Wien (Wikipedia), Thomas Hughes (Wikipedia), Peter Galison, Emily Thompson: Soundscape of Modernity, Peter Donhauser: Elektrische Klangmaschinen

SdK 65: Daniel Siemens über die Geschichte der SA

Die SA zählte zu den wichtigsten nationalsozialistischen Organisationen, deren Geschichte eng mit dem Aufstieg Hitlers zum Reichskanzler verbunden ist. Die Niederlage im internen Machtkampf gegen die SS unter Heinrich Himmler nach der Eskalation im sog. »Röhm-Putsch«, führte allerdings dazu, dass sie nach 1934 aus dem Blickfeld der Aufmerksamkeit verschwand. Zu Unrecht, wie der Historiker Daniel Siemens argumentiert. Er wagt sich an eine neue Gesamtgeschichte der SA, in der die Geschichte der SA nach 1934 nicht nur Nachklang oder Epilog darstellt, schließlich blieb die SA eine paramilitärische Millionenorganisation, die weiterhin im nationalsozialistischen Machtgefüge wichtige Funktionen erfüllte und identitätsstiftend wirkte.

Links: Daniel Siemens, SA (Wikipedia), Ernst Röhm (Wikipedia), Potempa-Mord (Wikipedia), Nürnberger Prozesse (Wikipedia), Horst Wessel: Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten (Amazon)

SdK 64: Jan Vermeers »Malkunst« und die Provenienzforschung

Das Gemälde »Die Malkunst« von Jan Vermeer ist heute eines der wertvollsten Ausstellungsstücke des Kunsthistorischen Museums in Wien. Dass das Bild in Wien hängt, ist das Resultat einer außergewöhnlichen Überlieferungsgeschichte. Eine Hauptrolle in dieser Geschichte spielt Adolf Hitler, der Vermeers Gemälde 1940 erwarb, weshalb sich um die Frage, ob das Bild nicht restituiert werden müsste, nach dem Krieg ein jahrzehntelanger Rechtsstreit entwickelte. Susanne Hehenberger und Monika Löscher arbeiten im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung und sie beschäftigten sich ausführlich mit der Frage, ob das Gemälde an Hitler unter Zwang verkauft wurde.

Linkliste: Jan Vermeers »Malkunst« (Wikipedia), Susanne Hehenberger, Monika Löscher, Publikation: „Die verkaufte Malkunst. Jan Vermeers Gemälde im 20. Jahrhundert“ (2013), herausgegeben von Susanne Hehenberger und Monika Löscher im Böhlau-Verlag, in der Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung; Provenienzforschung in Österreich, Elisabeth Gehrer (Wikipedia), Washington Principles, Gottfried van Swieten (Wikipedia), Philipp Reemtsma (Wikipedia), Hans Posse (Wikipedia)

SdK 63: Helene Dearing über Elternkarenzmodelle

Regelungen zur beruflichen Freistellung nach der Geburt eines Kindes gehören in Europa mittlerweile zum Standard – das gilt für Mütter und Väter. Gleichzeitig unterscheiden sich die nationalen Umsetzungen erheblich voneinander. Die Ökonomin Helene Dearing untersucht Elternkarenzmodelle in der Europäischen Union im Kontext des Spannungsfeldes zwischen Erwerbsarbeit und Familienarbeit. Das heißt, ihr Interesse gilt der Frage, wie sich verschiedene Formen von Elternkarenz bzw. Elternzeit auf die Gleichstellung von Frauen auswirken. Elternkarenz ist ein wichtiges Instrument der Gleichstellungspolitik, an dem sich unter anderem ablesen lässt, welche Familienmodelle staatlich bevorzugt werden.

Linkliste: Helene Dearing (DOC-team, Institut für Sozialpolitik an der WU Wien), Elternzeit (Wikipedia), Feminist economics (Wikipedia), EU-SILC

SdK 62: Nele Heise über Code Literacy

Code, Software oder Algorithmen haben einen wesentlichen Einfluss auf unser Leben. Aber inwiefern spiegelt sich die Bedeutung von Code in den Themen der Sozial- und Geisteswissenschaften wider? Nele Heise ist Kommunikations-Wissenschaftlerin und arbeitet in einer Forschungsgruppe des Hans-Bredow-Instituts zum Thema Code Literacy. Das heißt, sie untersucht die Frage, welche gesellschaftlichen Implikationen die Steuerung durch Code hat. Denn Code ermöglicht oder verhindert nicht nur Handlungsweisen, sondern bevorzugt oder benachteiligt möglicherweise auch bestimmte NutzerInnen.

Linkliste: Nele Heise (Twitter, App.net, Hans-Bredow-Institut), Code as Control, re:publica 13: Code Literacy – Verstehen, was uns online lenkt, Astrid Mager, Governing Algorithms, Walking Texters (Youtube), Social shaping of technology (Wikipedia), Social construction of technology (Wikipedia)