Daniel Morat untersucht akustische Kulturen in der Großstadt um 1900. Das gängige Motiv von der Hegemonie des Sehsinns in der Moderne ergänzt er um die Dimension des Hörens. Er zeigt nicht nur die historische Gewordenheit akustischer Praktiken, sondern auch, dass die Großstadt ein Klangraum ist und Hören ebenfalls Anteil an der modernen Wissensproduktion hatte. Nachdem in den letzten Jahren verstärkt das Forschungsfeld Visual History in den Geschichtswissenschaften bearbeitet wurde, etabliert sich nun zunehmend auch eine Sound History.
Linkliste: Daniel Morat, Die Klanglandschaft der Großstadt, Visual History, Murray Schafer: The World Soundscape Project (WSP), Leierkasten (Wikipedia), Bergpredigt-Szene in Life of Brian, Politik und Kultur des Klangs im 20. Jahrhundert (Zeithistorische Forschungen 2/11), Tonaufnahme Bismarcks
Alexander Geppert ist Historiker und beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte des Weltraums. In seinem Forschungsprojekt zum Astrofuturismus versucht er, das Nachdenken über den Weltraum zu historisieren. Schließlich wurde der Weltraum zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Kontexten anders imaginiert und ausstaffiert. Weltraum ist ein wichtiges Thema der Popkultur und dient als Motiv in zahlreichen Filmen, Bildern und Büchern. Häufig dient der Weltraum als Projektionsfläche, mit deren Hilfe über das Eigene und Fremde oder über Zukunftsentwürfe nachgedacht werden kann. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob das Phänomen der Globalisierung überhaupt ohne Weltraumerschließung erklärbar ist.
Linkliste: Alexander Geppert, Die Zukunft in den Sternen: Europäischer Astrofuturismus und außerirdisches Leben im 20. Jahrhundert, Spatial turn (Wikipedia), Zeughaus-Kino: Retrospektive Weltraumkino, Filme: Frau im Mond (Wikipedia), Das Himmelsschiff (Wikipedia), Forbidden Planet (Wikipedia), Klaus Bürgle (Wikipedia), Erik Theodor Lässig
Das Hörspiel ist die Kunstform des Radios. Eine akustische Kunst, die seit ihrer Entstehung in den 1920er Jahren fast ausschließlich in den öffentlich-rechtlichen Sendern stattfand. Hans-Jürgen Krug ist Autor einer Kleinen Geschichte des Hörspiels und wir sprechen darüber, was Hörspiele sind und wie sich die akustischen Inszenierungen seither verändert haben: Angefangen bei der Umstellung von Mittelwelle auf UKW, der Verdrängung des Radios durch das Fernsehen und nicht zuletzt durch die Digitalisierung in den letzten Jahrzehnten.
Linkliste: Hans-Jürgen Krug, @hansjuergenkrug, Kleine Geschichte des Hörspiels, Radio. UTB Profile, Ätherdramen, Hörspielpreis der Kriegsblinden (Wikipedia), Hörspiele: Zauberei auf dem Sender, Der Narr mit der Hacke, Draußen vor der Tür (Wikipedia), Im Namen der Rose, Fünf Mann Menschen,
Träume (Wikipedia)
Jörn Esch ist Historiker und untersucht, wie Fußball in Deutschland von der Fußlümmelei zu einer legitimen Bewegungspraxis wurde. Fußball wurde in Deutschland nicht schon immer gespielt und erst in den 1920er Jahren wurde er zu einem Massenphänomen. Beliebtester Breitensport bis dahin war das Turnen. Gesundheit, Männlichkeit und Militärtauglichkeit sind wichtige Schlagworte, um die sich eine Geschichte des Fußballs in seinen Anfangsjahren beschreiben lässt.
Linkliste: Jörn Esch, Karl Planck: Fußlümmelei, Deutscher Fußball-Bund (Wikipedia), Philipp Heineken (Wikipedia), Freiburger FC (Wikipedia)
Thomas Ballhausen ist Literatur- und Filmwissenschaftler und arbeitet am Filmarchiv Austria. Er begreift das Archiv als einen Ort der Praxis und der intellektuellen Wertschöpfung. Wir sprechen über Archivare als Gatekeeper und die Herausforderungen eines Archivs für Laufbilder: einerseits den Wünschen des Publikums gerecht zu werden, andererseits dafür zu sorgen, dass das teilweise sehr empfindliche Material auch langfristig erhalten bleibt. Zwar erleichtert die Digitalisierung vielfach die Zugänglichkeit, ersetzt allerdings nicht das Originalmaterial.
Linkliste: Thomas Ballhausen (Wikipedia), Filmarchiv Austria, European Film Gateway, Arlette Farge: Der Geschmack des Archivs, Carl Schmitt (Wikipedia), Walter Benjamin (Wikipedia)