SdK 46: Christian Bachhiesl über Kriminal-Wissenschaften

Wie geht eine Gesellschaft um mit den Leuten, die sich nicht an die Regeln halten? Regeln, die häufig unter politischen und ideologischen Vorzeichen stehen, wie der Blick in die Vergangenheit verdeutlicht. Christian Bachhiesl ist Kustos und Kurator des Hans Gross-Kriminalmuseums an der Uni Graz und er spricht in dieser Episode über seine Tätigkeit als Wissensvermittler in einem Museum und seine Forschungen zur Epistemologie der Kriminalwissenschaften. Der Unterschied zwischen Kriminalistik und Kriminologie ist ebenso Thema, wie die Frage, inwieweit der menschliche Körper auf eine Realie reduzierbar ist.

LinklisteChristian Bachhiesl: Hans Gross-KriminalmuseumHans Gross (Wikipedia), Meerscheinschlössl (Wikipedia), Kriminalistik (Wikipedia), Peter Strasser: Verbrechermenschen. Zur kriminalwissenschaftlichen Erzeugung des Bösen*, Peter Becker: Dem Täter auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminalistik*, Milos Vec: Die Spur des Täters. Methoden der Identifikation in der Kriminalistik (1879 – 1933)*, Epistemologie (Wikipedia), Daston/Galison: Objektivität*

SdK 45: Sponsored Films

Werbe- und Industriefilme sind ein wichtiges Genre des ephemeren Films. Darunter verstehen ForscherInnen – wie Rick Prelinger – Filme, die von einem oder mehreren Sponsoren finanziert sind und deren Hauptanspruch nicht künstlerisch ist. Sema Colpan, Lydia Nsiah und Joachim Schätz untersuchen in ihrem DOC-team-Projekt „Sponsored Films“ und die Kultur der Modernisierung Werbe- und Industriefilme aus Österreich, die zwischen 1920 und 1960 entstanden sind. Sie erklären in dieser Episode nicht nur das fordistische Akkumulationsregime, sondern auch, wie sich ökonomische Rationalisierung und ästhetische Strategien in „Sponsored Films“ niederschlagen.

Linkliste: Intro: Werk am Strom (BASF, 1952), DOC-team: „Sponsored Films“ und die Kultur der Modernisierung. Schnittstellen zwischen Ökonomie und Ästhetik im österreichischen Werbe- und Industriefilm (Sema Colpan, Lydia Nsiah, Joachim Schätz), Ephemerer Film (Wikipedia), Fordismus (Wikipedia), Regulationstheorie (Wikipedia), Antonio Gramsci (Wikipedia), Avantgarde (Wikipedia), James Beniger: The Control RevolutionWalter Ruttmann (Wikipedia), Oskar FischingerHans Richter (Wikipedia), Mary Ann DoaneYvonne Zimmermann

SdK 44: Dominik Schuh über ritterliche Männlichkeiten

Wann ist ein Mann ein Mann? Während Männer sich ihrer Geschlechtlichkeit im Alltag meist nicht bewusst sind, werden Frauen ständig mit ihrem Frausein konfrontiert. Das führt dazu, dass Männer als geschlechtliche Wesen häufig unsichtbar bleiben. Der Historiker Dominik Schuh forscht zum Thema „Männlichkeiten“ und er erklärt in dieser Episode, was es mit einer kritischen Männergeschichte auf sich hat und wie Männlichkeiten durch Handeln entstehen.

Linkliste: Intro: Männer von Herbert Grönemeyer, Dominik Schuh (Uni Mainz; Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften): Laikale Männlichkeiten zwischen dem 14.–16. Jahrhundert, Jeff Hearn (Wikipedia), Raewyn Connell (Wikipedia), Pierre Bourdieu: Die männliche HerrschaftKristina SchröderCodex Manesse: Große Heidelberger Liederhandschrift, Götz von Berlichingen (Wikipedia)

SdK 43: Johannes Dillinger über Blutreliquien

Einen Tag nach Christi Himmelfahrt findet jedes Jahr in Weingarten eine Reiterprozession zu Ehren des Heiligen Blutes Christi statt – eine Blutreliquie, die das Blut Jesu enthalten soll. Der sog. Blutritt ist einer der größten Kulte um eine Blutreliquie weltweit. Mit Geschichte(n) und Überlieferungen von und über Blutreliquien beschäftigt sich der Historiker Johannes Dillinger, der in dieser Episode erklärt, was ihre Besonderheit ausmacht und warum es bei den Kulten um das Blut Jesu vor allem um die Ernte geht und sie den Vatikan nicht selten in Erklärungsnot bringen.

Linkliste: Johannes Dillinger: Uni Mainz, WikipediaBlutreliquien (Wikipedia), Heilig-Blut-Fest in ReichenauBlutritt in Weingarten (Wikipedia), Tertium comperationis (Wikipedia), The Invention of Tradition

SdK 42: Matthias Röhr über die Anfänge des Chaos Computer Clubs

Anfang der 1980er Jahre gründete eine kleine Gruppe um den charismatischen Wau Holland in Berlin/Hamburg eine „galaktische Vereinigung ohne feste Strukturen“ – mittlerweile zählt der Chaos Computer Club zu den wichtigsten Vereinen, was die Themen Netz, Technik und Gesellschaft betrifft. Der Historiker Matthias Röhr hat zu den Ursprüngen des CCC geforscht und er erzählt in dieser Episode, wie die Ideen des Hackings und Phreakings im alternativen Milieu Deutschlands der 1980er Jahre Fuß fassten und zur Entstehung des Chaos Computer Clubs führten.

Linkliste: Intro: Radio Wauland. Tune in, turn on and hack yourself, Matthias Röhr: Blog, TwitterChaos Computer ClubPhreaking (Wikipedia), Steven Levy Hackers. 25th Anniversary Edition: Heroes of the Computer Revolution*, TX-0 (Wikipedia), Counterculture (Wikipedia), Altair 8800 (Wikipedia), Homebrew Computer Club (Wikipedia), Abbie Hoffman: Steal This Book*, TAP und YIPL (Blog Stummkonzert), Wau Holland (Wikipedia), Whole Earth Catalog (Wikipedia), DatenschleuderTUWAT.TXT (CRE 77), War GamesBTX-Hack (Wikipedia), Hackerbibel (Blog Stummkonzert), 2600: The Hacker Quarterly