Mit dem Wiener Kongress fand 1814/15 eine bemerkenswerte Veranstaltung statt: Neun Monate lang verhandelten Diplomaten und die politischen Machthaber nach den napoleonischen Kriegen über eine Neuordnung Europas. Dabei wurde nicht nur verhandelt, sondern auch getanzt. Ludwig van Beethoven erlebte einen Höhepunkt seiner Karriere. Es wurden Rivalitäten gepflegt, Liebschaften eingegangen und Salons besucht. Was bleibt nach 200 Jahren Wiener Kongress? Ein Ereignis, dem zwar eine hundertjährige Friedenszeit in Europa folgte, aber auch eine restaurative Ordnung.
In diesem Beitrag kommen neben den ExpertInnen Wolfgang Schmale (Universität Wien), Karl Vocelka (Universität Wien) und Klaralinda Ma-Kircher (Wiener Stadt- und Landesarchiv) auch einige Zeitgenossen des Wiener Kongresses zu Wort. Sie werden gelesen von Philipp Reichel und Maxi Neuwirth.
Disclaimer: Der Podcast entstand im Rahmen des Campus Festivals der Universität Wien im Zuge der 650-Jahr-Feier. Dank an das Dekanat der historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät für die Unterstützung.
Der Podcast war auch als Installation beim Campus Festival zu hören und sehen:
Auf einem C64 Flappy Bird spielen? Alte Computertechnik und Spielkonsolen sammeln, neu programmieren und reparieren für die Wissenschaft? Der Medienwissenschaftler Stefan Höltgen arbeitet an einem Projekt zur Computerarchäologie. Im Signallabor der HU Berlin untersucht er Computer als Medien und versucht ihre Funktionsweise zu verstehen – anknüpfend an die Praktiken der Selbstermächtigung der Hackerkultur. Dabei geht es nicht um eine historische Fragestellung, sondern um die derzeitige Nutzung der Systeme. Allerdings nicht im Sinne einer Wirkungsforschung, sondern als eine Archäologie der Gegenwart, bei der an konkreten Objekten untersucht wird, wie die Apparate Wissen formieren, übertragen und speichern.
Suizidales Verhalten gilt in vielen Gesellschaften seit Jahrhunderten als moralisch verwerflich und wurde lange Zeit kriminalisiert. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde Suizid als Phänomen zunehmend mit Hilfe der Kategorie Geschlecht erklärt und rückte in den Fokus der neu entstandenen Soziologie. Das spiegelt sich dementsprechend in statistischen Analysen wider: Die Mehrzahl der Suizide werden von Männern begangen, die sich mit „harten“ Methoden, wie Schusswaffen, das Leben nehmen. Die „weichen“ Methoden, wie Gift, hingegen werden von Frauen bevorzugt. Die Historikerin Michaela Hintermayer untersucht den Zusammenhang zwischen suizidalem Verhalten und Geschlechtlichkeit. Sie erklärt, warum Suizid von Frauen häufig pathologisiert wurde, in dem körperliche Erklärungen für ihr Verhalten herangezogen wurden, während der Suizid von Männern als ernsthaftes, gesellschaftliches Krisensymptom interpretiert wurde.
Der Blogger und Kulturwissenschaftler Michael Seemann hat ein Buch geschrieben, in dem er Erklärungen und Strategien liefert für gesellschafts-politische Veränderungen, die wir im Zuge der Digitalisierung gegenwärtig erleben. Im Kontrollverlust erkennt er dabei das Paradigma dieses Jahrzehnts. Wir reden über seine Theorie des Kontrollverlusts, die Regeln des neuen Spiels, Meinungsfreiheit und darüber, was Plattformen mit dem Kontrollverlust zu tun haben. Außerdem erzählt er, wie es zur Crowdfunding-Kampagne kam, durch die das Projekt finanziert wurde, und wie er das Schreiben des Buchs organisiert hat.
Ende der 1960er Jahre trafen sich Programmierer bei zwei Nato-Konferenzen, in Garmisch-Partenkirchen und in Rom, um über Probleme bei der Herstellung von Software zu diskutieren. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass sich das Verhältnis zwischen Software und Hardware wesentlich verändert hatte. Die erarbeiteten Lösungsansätze wirken sich bis heute auf die Softwareentwicklung und ihr Qualitätsmanagement aus. Nicht nur wurde bei den Treffen das Konzept von Software Engineering entworfen, sondern führte letztlich die Theoretisierung des Programmierens auch zur Entstehung der Informatik als akademisches Fach. Der Wirtschaftsinformatiker Karl Fröschl arbeitet an einem Projekt zur „Informatisierung Österreichs“, bei dem er zahlreiche ZeitzeugInnen der österreichischen Computergeschichte interviewt hat. Im Gespräch erläutert er die Gründe für die Softwarekrise und warum sie letztlich bis heute nicht überwunden ist.
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